Auswertung aller Gestaltungsideen
Die Auswahl der Designer trafen alle Zentralbanken der Europäischen Union (Dänemark bildete eine Ausnahme). Jede Zentralbank durfte maximal drei Designer nennen. Jeder dieser Designer verfügte über langjährige Erfahrung im Bereich der Gestaltung von Banknoten und wusste, welche Herausforderungen auf ihn warteten. Es ging darum, ein möglichst ansprechendes Design mit wirksamen Sicherheitscharakteristika zu verbinden. Die Designer erhielten den Auftrag, im Zeitraum von sieben Monaten für die gesamte Banknotenserie Gestaltungsentwürfe zu erarbeiten, und zwar auf der Basis eines Themenkomplexes oder sogar beider Themenbereiche.
Am Ende sollte jeder Gestaltungsentwurf dem Rat des EWI in Form einer Farbkopie vorliegen. Die Designer erhielten keinerlei Vorgaben bezüglich der Produktionstechnik. Einige Designer zeichneten beziehungsweise malten ihre Vorlagen daher freihändig, andere entwarfen Gestaltungsideen am Computer. Am 13. September 1996, dem Tag des Einsendeschlusses für den Wettbewerb, lagen von insgesamt 29 Designern beziehungsweise Designer-Teams 27 Entwürfe für den „traditionellen“ Themenbereich sowie 17 für den „modernen“ Themenkomplex vor. Damit die jeweiligen Entwürfe anonym blieben, erhielt jeder Entwurf eine dreistellige Nummernfolge, die auf Grundlage des Zufallsprinzips festgelegt wurde.
Anschließend wurden die Entwürfe dem EWI zugesandt. Durch alle Phasen der Auswahl hindurch konnte kein Entwurf einem bestimmten Designer oder Designer-Team zugeordnet werden, sondern war ausschließlich durch die Nummer zu identifizieren. Die Anonymität war notwendig, damit der Rat des EWI sowie an der Auswahl beteiligte Beratungsgremien die Entwürfe vollkommen objektiv einer Bewertung unterziehen konnten. So war sichergestellt, dass die Entscheidung durch keinerlei äußere Einflüsse beeinflusst wurde. Ende September 1996 trat eine Jury, in der unabhängige Sachverständige aus den Fachbereichen Design, Kunstgeschichte und Marketing saßen, unter der Leitung des EWI zusammen. Ziel war es, die fünf jeweils aussichtsreichsten Gestaltungsentwürfe für beide Themenbereiche auszuwählen.
Für die Bewertung der Entwürfe waren folgende Kriterien wichtig:
- Kreativität
- Ästhetik
- Stil
- Funktionalität
- voraussichtliche Wahrnehmung / Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger
Ein Europäisches Aussehen ist wichtig
Nach einhelliger Meinung der Jurymitglieder war es von größter Wichtigkeit, dass die Banknoten ein europäisches „Aussehen“ besaßen. Aufgrund dieser Meinung kamen z. B. Gestaltungsentwürfe mit Porträts bei der Jury selten in die engere Auswahl. Man sah es als problematisch an, dass sogar minimale Ähnlichkeiten mit realen Personen als ein Hinweis auf ein einzelnes Land ausgelegt werden könnten. Aufgabe der Jury während der Auswahlphase war es, auch kleinste Details mit einem Kommentar zu versehen, sobald ein Entwurf als insgesamt gut bewertet wurde, sich aber dennoch Änderungserfordernisse ergaben. Mittels eines in drei Stufen ablaufenden Verfahrens wurde eine Rangliste erstellt. Sämtliche Gestaltungsentwürfe, die die Mindestanzahl von Jury-Stimmen verfehlten und nicht unterstützt wurden, fielen aus dem Wettbewerb heraus.
Der Entwurf von Robert Kalina (der Rat des EWI machte ihn zwei Monate später zum Sieger des Wettbewerbs) belegte hier zunächst den dritten Platz im Themenkomplex „Abstraktes/modernes Thema“ und den zweiten Platz im Themenbereich „Zeitalter und Stile in Europa“. Das Urteil der Jury zu Kalinas Entwurf lautete, dass „er eindeutig europäisches Geld darstellt. Obwohl der Entwurf auf einer einzigen wesentlichen Gestaltungsidee beruht, zeichnet er sich durch die interessante und wohldurchdachte Auswahl architektonischer Motive aus. […] Sehr deutliche Unterschiede zwischen den Stückelungen werden durch die geschickte Farbwahl und durch die gut erkennbaren Wertzahlen erreicht.“ Zunächst fiel die Wahl auf diese Entwurfsserie, weil das Konzept überzeugte. Die Optik spielte nur eine untergeordnete Rolle. Nachdem die durch die Jury festgelegte Liste einer Meinungsumfrage unterzogen wurde und die Reaktion der Öffentlichkeit mit der Liste verglichen wurde, stand fest, dass Kalinas Entwurf der beste war. Die folgenden Gestaltungsentwürfe schafften es in die engere Auswahl der Jury:
Abstraktes/modernes Thema
- Klaus Michel / Sanne Jünger
- Roger Pfund
- Robert Kalina (Nationalbank Österreich)
- Maryke Degryse (Banque Nationale de Belgique/ Nationale Bank van België)
- Terry Thorn (Harrisons & Sons)
Zeitalter und Stile in Europa
- Yves Zimmermann
- Robert Kalina (Nationalbank Österreich)
- Ernst & Lorli Jünger
- Inge Madlé (Joh. Enschedé)
- Daniel & Johanna Bruun