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Die endgültigen Gestaltungsentwürfe und ihre Vorbereitung

Die Analyse bezüglich der Druckfähigkeit der Banknoten-Entwürfe führte dazu, dass die Arbeitsgruppe für Banknoten einige Veränderungen anregte, welche aufgrund technischer Gegebenheiten als notwendig erachtet wurden. Die vorgeschlagenen Änderungen bezogen sich in der Hauptsache auf die Position der Sicherheitsmerkmale. So war zunächst vorgesehen, den Sicherheitsfaden entlang der Mittellinie vertikal einzubetten.

Robert Kalina Designer

© Quelle: ECB

Allerdings wird genau dieser Bereich von Konsumenten gerne zum Falten des Geldscheines verwendet. Der Bereich, in welchem der Sicherheitsfaden platziert ist, weist dadurch eine geringere Reißfestigkeit auf. Um die Gefahr zu vermindern, dass die Banknote beim Falten beschädigt wird, war es nötig, den Sicherheitsfaden an anderer Stelle zu platzieren. Neben solch technisch bedingten Veränderungen wurden von der Arbeitsgruppe für Banknoten auch Modifikationen bezüglich der Gestaltung vor, die ihrer Meinung nach zu einer noch größeren Akzeptanz der Banknoten in der Öffentlichkeit führten. Die vorgeschlagenen Modifikationen bezogen sich vor allem auf die Karte von Europa, die architektonischen Charakteristika sowie die dargestellte Flagge der Europäischen Union.

Vor allem wurde angeregt, dargestellte Fenster, Brücken und Tore einer Überarbeitung zu unterziehen. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass diese Objekte realen Bauwerken nicht zu ähnlich waren. Hintergrund war die Sorge, dass der Eindruck einer Bevorzugung bestimmter Staaten entstehen könnte. Dennoch sollten die Darstellungen typische Beispiele der jeweiligen Epoche sein und trotz der Veränderungen wurde Wert auf die Korrektheit der Baustatik gelegt.

Die Europakarte als Gestaltungselement

Die Veränderungen mussten also so vorgenommen werden, dass beispielsweise eine abgebildete Brücke nicht unter der Last des Verkehrs einstürzten würde, falls man sie tatsächlich nachbauen würde. Mit der Idee einer Europa-Karte konnten sich viele Mitglieder im Rat des Europäischen Währungsinstituts sehr schnell anfreunden, obwohl es unterschiedliche Auffassungen gab, wie dies konkret umzusetzen war. Vor allem wurde über die Art der Kartendarstellung diskutiert. Beispielsweise gab es die Möglichkeit von Karten verschiedener Epochen, allerdings war Europa auf solchen Darstellungen teilweise nur sehr schwer zu identifizieren.

Als Argument gegen diese Darstellungsform wurde angeführt, dass dies leicht als Rückwärtsgewandtheit verstanden werden könnte. Man wollte nicht auf die Vergangenheit Europas schauen, sondern auf seine Zukunft. Die Lösung waren Abbildungen Europas, welche Satellitenbilder als Grundlage hatten. Nachdem verschiedene Modifikationen zur Verbesserung von Druckfähigkeit und Klarheit, gab es Beratungen bezüglich des abzubildenden, geografischen Gebiets beziehungsweise zur Frage, welches Gesamtgebiet abgebildet sein müsste.

Europa auf der Rückseite der Scheine

© Quelle: ECB

Auch gab es Diskussionen darüber, welche Details eine solche Darstellung enthalten müsse. So wurde entschieden, dass das geografische Europa abgebildet werden sollte, wobei für Inseln und bestimmte Gebiete bzw. Inseln eine Mindestfläche von 400 km2 festgelegt wurde. Der Grund hierfür lag in den Fähigkeiten des Offset-Drucks, der die linienförmige Flächen-Darstellung, die eine Fläche von weniger als 400 km2 besaßen, im Rahmen einer Massenproduktion nicht darstellen konnte. Allerdings würden Euro-Banknoten auch in Gebieten im Umlauf sein, die zwar in der Nähe, aber dennoch außerhalb des geografischen Europas liegen. Daher wurde eine Karte benötigt, die so platziert war, dass auch solche Gebiete abgebildet waren. Damit die spanischen Enklaven Melilla und Ceuta sowie die Kanaren dargestellt werden konnten, wurde beispielsweise Nordafrika berücksichtigt.

Darstellung aller Länder

Französisch-Guayana, Guadeloupe, Réunion und Martinique als von Frankreich verwaltete Departements in Übersee sollten mithilfe von Kästchen dargestellt werden. Auf der Vorderseite aller Geldschein schließlich sollte sich eine korrekte Abbildung der blauen EU-Flagge inklusive gelber Sterne befinden. Die Veröffentlichung aller, nun modifizierten, Entwürfe fand im Juli 1997 statt. Alle Details bezüglich vorhandener Sicherheitsmerkmale veröffentlichte man dagegen erst Ende August 2001. Damit sollte verhindert werden, dass Geldfälscher zu früh an wertvolle Informationen kommen, welche sie eventuell dazu befähigen würden, die Sicherheitsmerkmale zu kopieren, noch bevor die Banknoten in den Zahlungsverkehr gelangten.

Deshalb waren bei der Veröffentlichung der „Muster-Entwürfe“ alle Sicherheits- und einige Gestaltungselemente lediglich verfremdet dargestellt. Hologramme z. B. wurden in Form von Guillochen (Ziermuster aus Schleifen und Kreisen) dargestellt, die EU-Flagge auf der Rückseite wurde in grau und weiß abgebildet. Man entschied sich auch gegen den Einbau nationaler Merkmale. Die Banknoten hätten dadurch zwar in ihren Heimatländern mehr Akzeptanz erfahren, hätten allerdings im Ausland vermutlich die entgegengesetzte Wirkung gehabt. Außerdem ist eine größtmögliche Einheitlichkeit von Banknoten ein Garant für die Sicherheit, weil sie sich sehr viel leichter überprüfen lassen.