Öffentlichkeitsbefragung sowie endgültiger Beschluss
Im Oktober 1996 wurden die zehn von der Jury in die Vorauswahl genommenen Entwurfsserien in den Ländern, welche vermutlich zum Euro-Währungsraum gehören wollten, während einer repräsentativen Befragung den Teilnehmenden zur Bewertung vorgelegt. Insgesamt wurden von einem Marktforschungsinstitut über einen Zeitraum von 7 Tagen 1 896 Personen über die Gestaltungsentwürfe befragt. Das Alter der Teilnehmenden lag zwischen 15 und 86 Jahren, das Durchschnittsalter betrug 43 Jahre. Insgesamt 787 Personen gaben an, dass sie während ihrer täglichen Arbeit mit vielen Banknoten in Kontakt kämen. Der größere Teil aller Befragten (35 Prozent) gab den abstrakten/modernen Entwürfen von Maryke Degryse den Vorzug vor den traditionellen Entwürfen von Robert Kalina (23 Prozent). Doch eine große Mehrheit von 76 Prozent war der Meinung, die Banknoten von Kalina würden den Gedanken eines vereinten Europa sehr viel deutlicher machen. Sehr wenige Befragte äußerten die Meinung, die Motive erinnerten an bestimmte Regionen beziehungsweise bestimmte Länder. 60 Prozent der Teilnehmenden bewerteten Robert Kalinas traditionelle Entwürfe als vertrauenerweckend.
Untersuchungen konnten nachweisen, dass Banknoten eher Vertrauen wecken, sobald der Betrachtende sie als unmittelbar ansprechend empfindet. Die Befragten wurden zu den Themen „Akzeptanz“, „Gefühl“ und „Wahrnehmung“ mit etwa 30 Fragen konfrontiert. Alle Gestaltungsentwürfe wurden auf den ersten Blick als Banknoten wahrgenommen, lediglich bei den Entwürfen von Roger Pfund und des Teams Michel/Jünger war dies nicht unmittelbar der Fall. Bei ihren Serien sowie dem Entwurf von Terry Thorn gaben die Umfrageteilnehmenden an, dass sie zuerst an Kunstwerke dachten und nicht unmittelbar an Banknoten. Folgende Anmerkungen wurden von Teilnehmenden an der Umfrage zu Robert Kalinas Entwurf gemacht:
- Hauptblickfang sind die architektonischen Zeichnungen; dass Europa ein wesentliches Element ist, lässt sich aber schnell erkennen,
- die europäische Identität ist auf vielfältige Art dargestellt, die Vergangenheit und die Zukunft des Kontinentes sind einzigartig und dynamisch vereint.
Zeitgleich zur Öffentlichkeits-Befragung wurden Die Entwürfe von der Arbeitsgruppe für Banknoten des EWI anhand der folgenden Kriterien geprüft:
- Kriterium Herstellung – würden spezielle Gestaltungselemente beispielsweise Probleme bei der Produktion nach sich ziehen, aufgrund derer es zu Fehldrucken, Verlusten und/oder deutlich höheren Produktionskosten kommen könnte?
- Kriterium Sicherheit – wurden beispielsweise die geforderten Sicherheitsmerkmale den Vorgaben entsprechend ausgeführt und ist ihre Integration in die Ausgestaltung mit ihr zu vereinbaren?
- Kriterium Akzeptanz von Seiten der Öffentlichkeit – lassen sich die vorgesehenen Stückelungen von bestimmten Personengruppen wie sehbehinderten Menschen, ohne Probleme erkennen und verwenden?
Eine Eigenart erster Entwürfe bei der Gestaltung von Banknoten ist es, dass sie üblicherweise immer wieder verändert werden, damit beispielsweise die Anforderungen im Bereich der Drucktechnik erfüllt werden können. Aus diesem Grund unterscheidet sich die endgültige Gestalt der Banknoten meist von früheren Entwürfen. Nach Meinung der Arbeitsgruppe für Banknoten waren sämtliche, in die engere Auswahl genommenen Entwürfe, nachdem bestimmte, notwendige Änderungen vorgenommen wurden, als Banknoten geeignet seien und gedruckt werden könnten. Schließlich erhielt der Rat des EWI im Dezember 1996 alle 44 Gestaltungsentwürfe als anonymisierte Farbkopien, die auf dunkle Pappe gedruckt wurden, überreicht.
Zudem wurden ihm sämtliche Informationen bezüglich der Jury-Rangliste, der Ergebnisse der Öffentlichkeits-Befragung sowie der technischen Hinweise der Arbeitsgruppe für Banknoten zur Verfügung gestellt. Die Rats-Mitglieder benötigten nicht lange, um den Entwurf von Robert Kalina im Themenbereich „Zeitalter und Stile in Europa“ für gut zu befinden und zu genehmigen. Vor allem die von den Banknoten vermittelte Botschaft wurde von vielen Mitgliedern des Rates als bemerkenswert bezeichnet, was dazu führte, dass diese Entwurf zum Favoriten avancierte. Die Ratsentscheidung wurde der Öffentlichkeit am 16. Dezember 1996 durch zwei zeitgleich angesetzte Pressekonferenzen kundgetan.
Eine Pressekonferenz fand beim EWI in Frankfurt statt und wurde vom Präsidenten des EWI, Alexandre Lamfalussy, geleitet. Die zweite Pressekonferenz wurde am damaligen Sitz des Europäischen Rates in Dublin abgehalten und vom Präsidenten der niederländischen Zentralbank, Willem F. Duisenberg (er war designierter Nachfolger von Lamfalussys beim EWI, der dann erster Präsident der Europäischen Zentralbank wurde) geleitet.